von Anonimo
Wenn die Sexualität des Menschen das Kernelement seines Sündenfalls ausmacht, wird in ihm auch der Schlüssel zur Wiederherstellung des ursprünglichen Bewusstseins liegen. Wenn die Fähigkeit zwischen gut und böse unterscheiden zu können der Urspung des Verfalls in die Disharmonie war, kann nur die Transzendenz des göttlichen Wahnsinns den Verstand von seiner dualen Rationalität befreien. Als Jesus das Diesseits (Sein) zu hassen gestand und das Jenseits (Nichtsein) als das, was er wirklich sei, bekannt gab, setzte er Mann gegen Frau, Sein gegen Nichtsein, Gott gegen Teufel und Gut gegen Böse – und ließ somit eine duale Weltsicht entstehen, in welcher Wollust als Sünde und Keuschheit als Tugend gilt. Und schon Buddha sagte: „Die Wurzel allen Unheils liegt in der Gier“. Doch wir wollen mit diesem Paradigma brechen, Mann und Frau, Tod und Leben, Nichtsein und Sein, Gott und Teufel mit einander versöhnen – und Schuld, Scham und Sünde abschaffen. Auf dass wir Sexualität (und mit ihr auch Dualität) als heilige Grundlage allen Lebens achten, ohne sie auf die Funktion der physischen Zeugung als alleinige Berechtigung zu reduzieren, sondern ihr viele Formen und Facetten zu lassen. Dass Liebe in Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr bindet, dass eine Partnerschaft emotional bindet, das läßt sich nicht vermeiden; und hat auch seine Funktion und Berechtigung. Dennoch sollte sich die Menschheit vom Besitzdenken und der Vorstellung reiner Liebe in nur hetero-sexuell-monogamen Ehen wieder distanzieren – und die verschiedensten Formen von Sexualität zulassen. Wie auch immer scheint in der Scham für unsere Sexualität in unserem dualen Verstand, der in gut und schlecht unterscheidet sowie in unserer Verführbarkeit zum Materialismus die Wurzel unseres Falls zu ruhen. Mit welchem ein Weltzeitalter im Zeichen des Todes geschlossen wurde. Vorweg die Jungfrau, die Hure und die Mutter (die Geburt unseres Seins) und darauf der Heilige, Teufel und Vater – und nun der notwendige Schritt die Gegensätze zu versöhnen, mit ihrem Widerspruch Frieden zu schließen – und eine sowohl Leben als auch Tod, Sein als auch Nichtsein, Mann als auch Frau, Kind als auch Greis bejahende Kosmologie der Ekstase zu begründen, die im Hier und Jetzt weilt. Das Leben ist eine Geschichte, die sich zu recht zum Genuss ihrer Selbsterfahrung selbst schreibt. Auch wenn unglaublich viel Leid existiert – auch wenn unvorstellbare Schmerzen, Wut und Trauer dieses Leben schreiben. Es ist notwendig geworden, mit dem Gott-Teufel, Himmel-Hölle, Tugend-Laster-Konzept zu brechen – und die Einheit ihres Zusammenspiels als Einheit zwischen Mann und Frau sowie Sein und Nicht-Sein mythologisch neu zu bekleiden. Es gibt viele Wege der Sexualität und ein jeder kann königlich sein. Ob sich fest bindend oder den weiten Ozean der sich wechselnden Liebschaften wählend. Nur steht etwa Lust gegen Liebe? Taube gegen Schlange? Treue gegen Betrug? Schuld gegen Unschuld? Und was hat das mit der Verführung zum Materialismus zu tun? Kommt sexuelle Umtriebhaftigkeit etwa materiellem Erfolg gleich? Ist sexuelle Umtriebhaftigkeit nicht, was wir alle begehren – und manche nur mehr und manche weniger leben? Wir haben über den Sündenfall hinauszuwachsen! Wir haben über die Scham unserer Nacktheit hinauszuwachsen! Wir haben über unsere Vorstellungen von Schuld und Unschuld hinauszuwachsen! Und wir haben einen religiös-magischen Bezug zu unserer Sexualität zurückzugewinnen, der sie genau wie die Frau von Schuld und Unterdrückung befreit – und sie mythologisch verehrt anstatt zu verteufeln. Die Begierde zu einer Tugend zu schleifen, indem wir sie kultivieren. Lust als das voran-treibende Prinzip ALLEN Lebens neu zu begreifen Und Religion durch eine allem-offene-Spiritualität-der-Ekstase abzulösen. Io Pan. Io Baphomet. Io Ishtar. Möge Eros das neue Weltzeitalter einläuten!
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