Zentrieren


von Frater Zeno

Jede Form der Magie wirkt immer destabilisierend auf die Persönlichkeit des Magiepraktizierenden. Schamanen würden sagen, daß wer mit den Geistern verkehrt, Gefahr läuft, sich oder einen Teil von sich in der anderen Wirklichkeit zu verlieren. In Energieparadigma arbeitende Hexen würden davon sprechen, daß Rückstände von gerufenen Energien in der Aura haften bleiben können. Im psychologischen Paradigma wäre die Rede von Konzepten, die ungeordnet im magischen Selbst zurückbleiben. Die selbe Wirkung, die mit diesen und anderen Modellen beschrieben wird, soll hier als Destabilisierung bezeichnet werden.

Notwendigkeit des Zentrierens

Die Veränderung des Bewußtseinszustandes beim Wirken eines Zaubers setzt die Persönlichkeitsmuster des Magiers Geistern, Symbolen oder Energien aus, die besonders, wenn sie sehr kraftvoll eingesetzt werden, so intensiv wirken, daß sie Teile einer schwachen Persönlichkeit verdrängen können. Selbst wenn diese Kräfte geerdet worden sind, können ihre Auswirkungen zurückbleiben. Eine schwache Persönlichkeit kann durch Magie regelrecht „weggespült“ werden, was auch der Grund ist, warum nicht gefestigten Personen wie solchen mit psychischen Problemen oder sehr jungen Menschen von verantwortungsbewußten Lehrern grundsätzlich von Magie abgeraten wird. Starke Persönlichkeiten sind durch diesen Effekt wesentlich weniger gefährdet, können aber dennoch durch intensive Magie destabilisiert werden. Der Vorgang der Zentrierung ist der Aufbau einer stabilen magischen Persönlichkeit, die sich gegen magische Einflüsse behaupten kann. Zentrierung stärkt den Zentrierenden und erleichtert es ihm, Magie zu bewirken, indem sie den die Persönlichkeit schwächenden und verwirrenden Nebenwirkungen des Magietreibens entgegenwirkt.

Personen, die das Ausüben ihrer Form der Magie als etwas prinzipiell gutes und positives ansehen, wie die Anhänger der populäreren weißmagischen Schulen, tun sich schwer damit, anzuerkennen, daß diese Magie ihren psychologischen Normalzustand dauerhaft transformiert. Von vielen wird diese Transformation auch als wünschenswert angesehen. Dieser Artikel wird ersuchen, zu zeigen, daß eine solche optimistische Wertung nur auf Unkenntnis beruhen kann.

Destabilisierung: Auftreten und Symptome

Die Destabilisierung wird um so deutlicher, je kraftvoller der verursachende Zauber ist; was ein Grund sein dürfte, warum Anfänger sie oft nicht bemerken. Im Bereich amateurhafter, spielerischer Magie bleibt die Destabilisierung normalerweise unbemerkt, weil instinktives Zentrieren und die normalerweise langen Pausen zwischen magischen Handlungen ausreichen, um die geringe Destabilisierungswirkung abzuschwächen.

Kleine Gelegenheitszaubereien wie Visualisierungen oder Wünsche haben kaum merkliche destabilisierende Wirkung, intensive, kraftvolle Zauber, wie sie insbesondere im rituellen Bereich vorkommen, können jedoch bei mangelnder Zentrierung die Persönlichkeit des Zaubernden ernsthaft und auf Dauer schädigen. Das gilt insbesondere dann, wenn der jeweilige magische Akt nicht mittels Erdung klar vom Alltagsleben getrennt wird und so über längere Zeit „nachhallen“ kann. Diese letztgenannte Möglichkeit tritt am wahrscheinlichsten dann auf, wenn die Notwendigkeit regelmäßiger Bannung unterschätzt oder magische Praktiken über einen längeren Zeitraum hinweg mit Erdung verhinderndem Drogenkonsum verbunden werden.

Die Symptome einer vorhandenen Destabilisierung sind personen- und fallabhängig. Vereinfachend wird hier nur eine Übersicht typischer Symptome gegeben. Diese Symptome können selbstverständlich auch durch andere Faktoren als Destabilisierung ausgelöst werden, und umgekehrt werde Opfer von Destabilisierung nicht alle genannten Symptome aufweisen.

Leichte Destabilisierung

  • Tagträumerei
  • Realitätsferne
  • emotionale Unkontrolliertheit
  • Müdigkeit
  • Unkonzentriertheit
  • Beeinflußbarkeit
  • ritualisiertes Alltagsleben

Etwas stärkere Destabilisierung

  • größere Realitätsferne
  • Zwangshandlungen
  • Neigung zu Wahnvorstellungen
  • Angstattacken
  • Zurückgezogenheit
  • Unwohlsein
  • großes Schlafbedürfnis
  • auffällige, oft starrsinnige Irrationalität

Starke Destabilisierung

  • besonders häufig: Wahnvorstellungen von oft paranoider Natur
  • umfangreiche rationalisierte Zwangshandlungen
  • chronisches Unwohlsein
  • unkontrollierte emotionale Ausbrüche
  • Unfähigkeit zu selbständigem, kontrolliertem Handeln
  • in manchen Fällen erhebliches Schlafbedürfnis
  • psychischer Vampirismus

Insbesondere wenn stark instabile Phasen lange andauern, ohne daß eine ausreichende Zentrierung durchgeführt wird, sind dauerhafte psychologische Schädigungen durch verschiedenste Wahnvorstellungen wahrscheinlich, die magisch als eine Form der Besessenheit gedeutet werden. Typische Beispiele für durch Destabilisierung dauerhaft geschädigte Personen sind vom religiösen Fanatismus besessene „Wunderheiler“ und irrationalen Verschwörungstheorien nachhängende Esoteriker. Weniger schwerwiegende, doch besonders häufige Schädigungen sind die Angstattacken unvorsichtiger Gläserrücken-„Spieler“ und die Eigenbrötelei vieler magisch Naturbegabter. In allen diesen Fällen hat die magische Praxis Personen destabilisiert oder bereits instabile Personen weiter erschüttert und in verschiedenster Weise deformiert. In besonders schweren Fällen können die verschiedensten psychischen Erkrankungen wie bipolare Störungen oder Schizophrenie ausgelöst werden. Insbesondere wenn derartige Probleme bereits latent vorhanden waren, ist ihr Ausbruch in einer solchen Situation wahrscheinlich. Wahnhafte Erkrankungen sind hier die typischsten Fälle.

Zahlreiche Erfahrungsberichte stimmen darin überein, daß unerwünschte Nebenwirkungen magischer Handlungen mit der Natur der jeweiligen magischen Handlung in Zusammenhang stehen. Typisch ist das in stark auf Konzepte wie Licht und Feinheit orientierten Richtungen (auch der kommerziellen Esoterik) verbreitete „Abheben“, das ein unrealistisches Selbstbild, ideologische Besessenheit und die Unfähigkeit, mit schmutzigen und häßlichen Dingen umzugehen, einschließt. Auffälliger sind Angstattacken, paranoide Neigungen und Depressionen im Zusammenhang mit ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen betriebender dämonischer Magie. Zu den weniger bekannten Symptomen des selben Problemfeldes gehört das spannungsvolle „Geladensein“ vieler henochischer Magier. Auch zahlreiche Einzelfälle weisen auf einen solchen Zusammenhang hin, ohne allerdings ein so eindeutiges Bild abzugeben wie diese Stereotypen. Es gibt damit offenbar einen recht deutlich erkennbaren Zusammenhang zwischen der Art des destabilisierenden Zaubers und den Symptomen des Destabilisierung. Solche Veränderungen des Geistes sind für den Betroffenen selbst kaum eindeutig von im Artikel zur Erdung beschriebenen ungewollten magischen Effekten zu unterscheiden.

Magischer Umgang mit instabilen Zuständen

Vorgenannter Zusammenhang ist dadurch erklärbar, daß eine Destabilisierung im Grunde darauf hinweist, daß ein Teil der Persönlichkeitsmuster des Zaubernden durch die im Zauber verwendeten Geister, Kräfte oder Symbole ersetzt wird. Nun sind derartige persönlichkeitsverändernde Zauber nicht prinzipiell etwas schlechtes: gerade Einweihungs- und Illuminationserlebnisse sind Beispiele für Veränderungen der Persönlichkeit, die als wünschenswert empfunden werden. Gängige magische Praxis ist es auch, die eigenen Persönlichkeitsmuster durch die ausführliche Arbeit mit einer magischen Kraft, wie beispielsweise einer Gottheit, die eine bestimmte Charaktereigenschaft beherrscht, in einer vorher definierten Weise umzuformen. Insbesondere im Bereich der Chaosmagie, wo die eigene Persönlichkeit mit relativ wenig Respekt behandelt wird, ist es keineswegs unerhört, sich auch ohne konkretes Ziel in einen solchen Zustand zu versetzen. An dieser Stelle wird jedoch nur von der unfreiwilligen und häufig unbemerkten Destabilisierung gesprochen – ihre gewollte und gezielte Verwendung wäre noch einmal ein Thema für sich.

Instabile Zustände sind von außen her magisch recht eindeutig zu erkennen, obwohl die Diagnose je nach verwendetem Paradigma variiert. Was für den einen nach einer schwachen Aura aussieht, ist für den anderen ein verwundetes Krafttier und für den dritten ein niedriges Energieniveau – wenn hier von einem „instabilen Zustand“ gesprochen wird, so ist das nur ein weiteres Synonym für ein bekanntes Phänomen. Der von starker Destabilisierung manchmal ausgelöste psychische Vampirismus ist für Außenstehende mit magischer Erfahrung meist deutlich erkennbar, es wird jedoch nicht immer ausreichend darauf geachtet und vor allem die betreffende Person oft nicht darauf aufmerksam gemacht. Die betroffene Person selbst ist sich meist bewußt, daß „etwas nicht stimmt“ und wird normalerweise intuitiv versuchen, Zentrierung zu erreichen, ist aber nicht immer fähig, ihre Lage selbständig zu erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Instabile Zustände erschweren erheblich das Wirken von Magie durch den Betreffenden selbst, da seine Bemühungen, seine geschwächte Persönlichkeit aufrechtzuerhalten, mit der Manifestation der magischen Wirkung konkurrieren. „Gegenzauber“ ohne Zentrierung sind deshalb kaum von Nutzen, sondern verschlimmern die Lage eher. So ist es beispielsweise nicht empfehlenswert, Angstgefühle mittels aggressiver Magie bekämpfen zu wollen. Besonders gefährlich ist es, Magie zu betreiben, die derjenigen, die die Destabilisierung verursacht hat, ähnelt – etwa im Wortsinne den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Da die Destabilisierungssymptome wie bereits erwähnt der während des Zaubers stattfindenden Bewußtseinsveränderung normalerweise ähneln, können der Zauber und die Destabilisierung sich gegenseitig verstärken, was zu teils erstaunlich kraftvoller Magie, jedoch um so größerer Destabilisierung führt. In vielen Fällen wird der Betreffende jedoch nicht oder kaum wirksame Magie leisten – ein instinktiver Schutzmechanismus vor weiterer Destabilisierung, der manchmal „magisches Burnout-Syndrom“ genannt wird. Eine durch Unfälle oder gründliche Vernachlässigung der Zentrierung ernsthaft instabil gewordene Persönlichkeit kann nicht ohne weiteres wiederhergestellt werden. Üblich sind wochen- oder monatelange „Erholungsphasen“, während denen relativ wenig Magie praktiziert wird und an deren Ende eine neue, stabile Persönlichkeit steht, die sich fast immer von der vorhergehenden merklich unterscheidet. Die meisten Okkultisten ziehen es vor, solche krisenhaften Lebensabschnitte allein zu bewältigen. In manchen Fällen ist die anschließende Veränderung so radikal, daß sie zu Konflikten mit der die alte Persönlichkeit gewohnten Umwelt führt.

Methoden der Zentrierung

Im Alltag wirken vor allem Ruhe, die Anwesenheit psychologisch stabiler Personen, physische Arbeit und Schlaf zentrierend. Auch die Wiederholung ritualisierter, gewohnter Handlungen zentriert, was auch beinhaltet, daß bekannte und schon mehrere Male durchgeführte magische Praktiken weniger destabilisierend wirken als neu erlernte oder vollkommen experimentelle Formen.

Im Bereich der Ritualmagie wirken die magische Arbeit in Gruppen, das Vorhandensein eines rituellen Umfeldes mit magischen Paraphernalia und die Umgebung eines besonderen Ortes wie einem Kraftort oder Tempelraum der Destabilisierung entgegen. Es scheint der formalisierte und geplante Umgang mit der Magie zu sein, der diese Nebenwirkung vermindert.

Die Meditation ist in vielen magischen Traditionen die wichtigste Zentrierungstechnik. Regelmäßige Meditation ist formell oder implizit Bestandteil der meisten Schulen der praktischen Magie und ihre zentrierende Wirkung ist zumindest einer der Gründe dafür. Fast alle Opfer mangelnder Zentrierung haben kurz vor dem Auftreten des Problems diese Meditationspraxis vernachlässigt oder folgen magischen Traditionen, die sie nicht betonen. Im Sinne der Zentrierung scheinen einfache Meditationsformen wie Zazen oder das Sitzen in Asana auszureichen, es ist jedoch üblich, die Praxis durch Verwendung von Symbolen, durch religiöse Elemente oder durch Techniken wie Pranayama oder Hatha Yoga anzureichern. Solche komplexeren Meditationen können nicht grundsätzlich von den unten besprochenen Zentrierungsritualen unterschieden werden.

Eine weitere einfache Zentrierungsmethode ist es, sich unmittelbar vor einer destabilisierenden Handlung bewußt zu machen, wer man ist, was man tut und mit welchem Ziel. Die in der Chaosmagie üblichen Willenssätze erfüllen unter anderem diesen Zweck.

Die gerade in der Ritualmagie wichtigsten Zentrierungsmethoden sind Zentrierungsrituale. Fast alle klassischen Bannrituale haben neben der Zentrierungswirkung, die durch ihre stets empfohlene regelmäßige Praxis zustandekommt, magische Effekte, darauf abzielen, den Bannenden zu zentrieren. So hat beispielsweise ein korrekt ausgeführtes Kabbalistisches Kreuz, Bestandteil des Kleinen Bannenden Pentagrammrituals, zentrierende Wirkung.

Zentrierungsrituale zielen darauf ab, die eigene Persönlichkeit zu stärken. Im Allgemeinen wird versucht, dabei eine dauerhafte Wirkung zu erreichen – was auch eine dauerhafte Veränderung der Persönlichkeit bedeutet. Die Symboliken vieler Zentrierungspraktiken versuchen zwar nur, undifferenziert Kraft und Stabilität in die Persönlichkeit zu projizieren, oft wird aber auch eine Art Idealbild invoziert, dessen Eigenschaften sich auch langfristig mit denen der Normalpersönlichkeit mischen sollen. Meist wird dieser Vorgang als wünschenswert betrachtet. Weit weniger häufig sind sich Benutzer gerade traditioneller Zentrierungsrituale bewußt, daß sie sich einer – wenn auch nützlichen – Gehirnwäsche unterziehen.

Einsatz der Zentrierung

Magietreibende, die intuitiv und „aus dem Bauch heraus“ arbeiten, weisen gern darauf hin, daß ihre nicht-rituelle, wenig aufwendige und spontane Magie gleich gute Ergebnisse hervorbringt wie die umständliche, langatmige und pedantische Ritualmagie. Das ist vollkommen richtig. Die Ritualmagie ist an sich nicht wirksamer als spontane, formlose Magie. Sie hat andere Vorteile, und der bewußte Einsatz von Zentrierung ist der wichtigste von ihnen. Mittels stetigen Bannens und zahlreicher Paraphernalia gründlich zentrierte Zeremonialmagier können noch stunden- und tagelang Zauber um Zauber wirken, lange nachdem spontan arbeitende Praktiker bereits kollabiert und auf Tage hinaus zu weiterer wirksamer Magie unfähig geworden wären. In welcher Situation ein derartiger Kraftakt nutzbringend wäre, ist natürlich noch eine ganz andere Frage. Spontane Magie schließt Zentrierung nicht prinzipiell aus, sie beinhaltet sie aber in der Praxis oft nicht.

Zentrierung ist am wirksamsten, wenn sie vor der destabilisierenden, magischen Handlung ausgeführt wird. Auch Zentrierungen, die in Verschnaufpausen während magischer Akte eingeschoben sind, können hilfreich sein. Eine Zentrierung als Abschluß einer magischen Handlung wird zwar kaum schaden, ist aber weniger nützlich als die Zentrierung im Vornherein.

Regelmäßige Zentrierungspraxis führt langfristig zu einer stabileren und ausgeglicheneren (genauer: einer den verwendeten Zentrierungspraktiken entsprechenden) Persönlichkeit. Damit verbunden ist insbesondere auch eine „natürliche“ Unempfindlichkeit gegenüber Destabilisierung und magischen Gefahren. Dieser Effekt – möglicherweise begleitet von den langfristigen Auswirkungen regelmäßiger Schutzrufung – wird gelegentlich als „Härtung der Aura“ bezeichnet. Er ist dafür verantwortlich, daß es als nahezu unmöglich gilt, wirklich erfahrene Magietreibende magisch anzugreifen. Diese verbreitete Einschätzung ist in dieser Absolutheit allerdings falsch.

In diese Wirkung regelmäßiger Zentrierung scheint auch ein Schutz vor Problemen eingeschlossen, die ähnliche Symptome aufweisen wie die oben genannten, aber nicht magischer Natur sind. Das heißt insbesondere vor Streß und psychischen Erkrankungen. Die „Härtung der Aura“ verschafft vermutlich keine Immunität gegen diese Dinge, ihr Auftreten ist unter wohlzentrierten Okkultisten jedoch praktisch unbekannt. Das geht konform mit den recht gut erforschten langfristigen Wirkungen regelmäßiger Meditation.

Zentrierung der Umwelt

Es ist schwierig, andere Personen als sich selbst zu zentrieren. Etwas Hilfe kann zwar im Gespräch geleistet werden, indem die Identität und Rolle des zu Zentrierenden thematisiert wird – die Bewußtwerdung dieses Themas wird oft dazu führen, daß die Zielperson sich selbst zentriert. In schweren Fällen ist dazu aber ein Dialog vonnöten, der die Fertigkeiten eines Psychotherapeuten erfordert. Daß wie oben bereits erwähnt die meisten Opfer schwerer Destabilisierung dazu neigen, sich allein mit dem Problem zu beschäftigen, macht den Versuch, einer solchen Person zu helfen, natürlich nicht einfacher.

In leichten Fällen kann es sinnvoll sein, gemeinsame Bannrituale durchzuführen. Personen, die hierzu bereit sind, sind im Allgemeinen jedoch in der Lage, sich selbst zu zentrieren – so besteht die sinnvollste Komponente der Hilfestellung oft schon darin, überhaupt darauf hinzuweisen, daß es Anlaß gibt, das zu tun.

Daß die Wichtigkeit der Zentrierung hier so ausdrücklich betont wird, mag verwundern – immerhin ist es in vielen Magieschulen und in Büchern zum Thema zwar üblich, schädliche Einflüsse zu erden und verschiedenste magische Schutzinstanzen anzurufen, die Zentrierung taucht dort jedoch häufig nur als Nebenwirkung des Bannens auf. Das ist hier anders, weil genau diese Praxis zum Entstehen des unüberschaubaren Spektrums an magischen Spiritualitäten und Theorien geführt hat, das derzeit im Bereich der sogenannten Esoterik vor sich hin wuchert. Dieses Durcheinander von durch mangelnde Zentrierung möglich gewordenen ideologischen Besessenheiten verstrickt den Suchenden in Ablenkungen und Verwirrung. Religiöse Weltbilder, Bindungen an bestimmte Kräfte und Symbole, magietheoretische Dogmen, ethische Maßstäbe und so genannte spirituelle Gesetze mögen an sich ihre Berechtigung haben. Sie aber als untrennbaren Bestandteil der Kraft der Magie anzusehen, ist Indiz für ein getrübtes, der Praxis widersprechendes Verständnis dieser Kraft. Diese Dinge sind Versuche, in der außer Kontrolle geratenen Welt der Magie einen Halt und eine Orientierung zu finden, die man mit gewissenhafter Zentrierung gar nicht erst verloren hätte!

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