Der psychische Zensor und die Bannung


von Frater Fuchs

WAS IST DER PSYCHISCHE ZENSOR?

Immer wieder hört oder liest man vom sogenannten „psychischen Zensor“ im Kontext von praktischer Magie. Ich möchte in diesem Artikel versuchen, einen kurzen Überblick über dieses Thema zu geben.

Der Zensor hat eine hilfreiche und wichtige Funktion: Er ist zuständig für die Unterscheidung von Phantasie und Wirklichkeit, von Einbildung und Realität. Aus magischer Sicht ist der Zensor aber auch ein Hindernis, das sich einem beim Zaubern in den Weg stellt. Der Zensor ist nämlich nicht nur ein wichtiges Kontrollorgan in der Wahrnehmung, sondern er hat auch Angst vor Magie… Er hat (zumindest hier in Europa) in den allermeisten Fällen in früher Kindheit schon gelernt, dass Magie nicht existiert, dass daran nur Kinder glauben, dass das alles erfundene Märchen sind. Und wenn das nicht stimmt, wenn Magie doch existiert, dann haben die Erwachsenen gelogen. Wenn man in dem Alter etwas von einem Erwachsenen gesagt bekommt, das dann am Ende gar nicht stimmt, dann fühlt sich das immer wie eine Lüge an, auch dann, wenn die jeweilige Person sich gar nicht bewusst darüber war, dass das nicht gestimmt hat.

Und deshalb fürchtet sich der Zensor vor Magie. Die Existenz von Magie würde bedeuten, dass alles, was man seit der Kindheit überall von den Erwachsenen und den Wissenschaftlern* dahingehend gelernt hat, nicht stimmt. Das allein ist schon unheimlich genug: Man kann den Wissenschaftlern nicht einfach glauben. Auch die können sich irren. Aber es wird noch unheimlicher. Wenn die Wissenschaftler nicht die Wahrheit kennen, wer kennt sie dann? Wo soll man sich dann orientieren? Was ist das richtige Weltkonzept? Magie macht alles erstmal deutlich komplizierter und unheimlicher, vor allem dann, wenn man davon ausgeht, dass man selbst magische Fähigkeiten hat. Und vor allem dann, wenn man eine lange Zeit davon ausgegangen ist, dass Magie nur in Märchen und auf der Bühne passiert. Aber wie immer liegt der goldene Weg in der Mitte. Dass Wissenschaftler sich hinsichtlich der Magie geirrt haben, dass sie nicht verstanden haben, dass ein Mangel an Beweisen nicht automatisch bedeutet, dass etwas nicht existiert, heißt nicht, dass sie sich in allem anderen auch geirrt haben.

* die nächste Instanz, wenn man selber erwachsen ist: die Leute, die alles wissen, die alle Fragen beantworten können, das ist ja deren Job, Sachen zu wissen, also muss man auf die hören. Und die sagen, dass Magie nicht existiert…

Aber zurück zum Zensor. Ist der Zensor jetzt der Feind der Magier? Muss er unterdrückt werden oder gar abgeschafft? Geht das? Und wenn ja wie? Nein. Auf alle diese Fragen. Wir brauchen den Zensor, um nicht den Verstand zu verlieren. Wenn alles plötzlich relativ wird, wenn durch Magie selbst in Stein gemeißelte Gesetzmäßigkeiten (vielleicht auch nur kurz) aus den Angeln gehoben werden können, dann brauchen wir eine Instanz, die uns dabei hilft, uns in dieser Raumzeit mit ihren Gesetzmäßigkeiten festzuhalten und nicht völlig abzudrehen. Der Zensor ist genau diese Instanz. Er sagt uns, was zur normalen Realität gehört und was nicht und hilft uns, im Alltag orientiert zu sein und zu funktionieren. Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn wir nicht wüssten, ob Tagträume, Illusionen, Vorstellungen und Visionen, ob all das wirklich passiert oder nur im Geiste. Wir wären gar nicht mehr fähig, im Alltag klarzukommen.

Also müssen wir den Zensor integrieren. Wir müssen ihn als ein hilfreiches Werkzeug annehmen, um die Kontrolle darüber zu erlagen. Wir müssen erreichen, dass nicht der Zensor uns beherrscht, sondern dass wir ihn beherrschen und gezielt für magische Operationen ausschalten können, damit er uns beim Zaubern nicht die ganze Zeit versucht einzureden, dass all das, was wir da gerade machen Einbildung ist. Dass es sowieso nicht funktionieren wird. Dass selbst dann, wenn wir davon ausgehen, dass es funktioniert hat, das nur daran liegt, dass wir uns das im Nachhinein so zurecht gelegt haben. All das wollen wir im Moment des Zauberns ausschalten, weil es uns davon ablenkt, uns auf die Manifestation unserer Magie zu fokussieren. Und danach schalten wir ihn wieder an, um aus der Trance wieder in unser Alltagsbewusstsein zurück zu kehren.

Und das bringt mich zum nächsten Thema, der

BANNUNG

Bannung versteht man als jemand, der sich mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt hat erstmal als eine „VERbannung“, also das Abwehren von etwas Unerwünschtem, in welcher Form auch immer. Und das ist auch richtig, das ist ein Aspekt der Bannung, sie hat definitiv den Aspekt von Schutz und Verbannung und kann im extremsten Fall in einem Exorzismus enden.

Aber eine Bannung hat auch einen anderen wichtigen Aspekt, der in fast jedem unserer Rituale vorkommt: Wir bannen zu Beginn eines jeden Rituals, nicht nur, um uns vor störenden Einflüssen von außen zu schützen, sondern auch, um unser Bewusstsein zu wechseln, in einen Bewusstseinszustand, in dem wir den psychischen Zensor für eine kurze, kontrollierte Zeit ausschalten. Wir wechseln in einen anderen Bewusstseinszustand, den Zustand der Gnosis, die in einem weiteren Artikel hier in den Grundlagen behandelt werden wird.

Wir machen zu Beginn der magischen Arbeit eine kurze Bannung, um alles, was in unserem Bewusstsein das wirken von Magie behindert oder stört, für einen kurzen Zeitpunkt auszuschalten. Alle alltäglichen ablenkenden Gedanken, alle Widerstände, die der Zensor ansonsten aufstellen würde. Und am Ende des Rituals wird erneut gebannt, um das Ritual abzuschließen. Um den Zeitpunkt zu markieren, an dem wir aus der Trance heraus treten in unser alltägliches Bewusstsein, in dem uns Wahrnehmungen, die wir in der Trance hatten nur stören würden (solche Wahrnehmungen würden uns bei anderen, alltäglichen Dingen behindern).

Wie genau man bannt? Dafür gibt es sehr, sehr, sehr viele unterschiedliche Beispiele. Einigen reicht es, drei Mal tief ein und aus zu atmen und dabei bestimmte Dinge zu visualisieren. Andere brauchen ein längeres Ritual, bei dem Sie Pentagramme ziehen und Gottesnamen und Engel anrufen. Im IOT ist die Standard-Bannung das IAO, das hier bereits in einem Artikel erklärt wird.

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