Gegen Rechts zaubern ist der falsche Weg


von Frater Fuchs

Es gibt eine Menge Leute, die sich überhaupt keine Sorgen machen, wenn sie sich die derzeitige politische Situation in Deutschland anschauen. Teilweise, weil sie sie begrüßen, größtenteils aber auch deshalb, weil sie glauben, dass schon nichts passieren wird und dass sich das alles von selbst wieder regulieren und einpendeln wird. Ich halte die erste Sichtweise für falsch und die zweite Sichtweise für faul und gefährlich. Ich schreibe diesen Artikel, weil ich Veränderungen sehe. Veränderungen, die mich nachdenken lassen und mich sehr besorgen. Veränderungen, die ich am eigenen Leib erfahre. Ich bin ein Mensch, der einen ungewöhnlichen Kleidungsstil pflegt und nicht gerade wie ein Durchschnittsmensch aussieht. Das kann man finden, wie man will. Aber wenn man diesen Kleidungsstil nicht nur hässlich und/oder lächerlich findet, sondern aufgrund dieser Meinung laut, unverschämt, einschüchternd und teilweise sogar übergriffig wird, dann läuft etwas sehr, sehr falsch. Ich erinnere mich beispielsweise daran, wir mir Sitzplätze an der Tram-Haltestelle verweigert wurden, mit den Worten: „Für Terroristen ist hier kein Platz!“ (nicht, weil ich wie ein Terrorist aussehe, sondern einfach nur deshalb, weil ich nicht in die Norm passe…). Mir wird auf offener Straße hinterher geschrien, dass „wir“ unsere Frauen gefälligst anständig zu behandeln hätten und dass ich „nach Hause gehen“ solle. Das sind Ereignisse, die allein für sich nicht schön sind, die aber eben vorkommen, ab und zu. Bedenklich wird es, wenn die Tendenz stark steigend ist. Und das nehme ich so wahr. In Leipzig und auch an anderen Orten. Und wenn ich mir dann die Wahlergebnisse anschaue, die besagen, dass die AFD mit besorgniserregend vielen Stimmen gewählt wird, wenn ich Polizisten in den Nachrichten sehe, die Flüchtlingskinder gewaltsam aus Bussen schubsen und wild herum schreien, umringt von einer wütenden Meute von Anwohnern, die über die panischen Gesichter der kleinen Kinder jubeln, wenn ich mir die gewaltbereiten Menschen ansehe, die auf Pegida- und auch auf NoPegida-Demonstrationen Farbe bekennen, dann fürchte ich mich. Nicht persönlich, sondern vor allem im Namen der Freiheit eines jeden Einzelnen, der nicht nach der rechten Norm tanzt und nicht in diesem Land geboren wurde. Es ist oft die Rede von der „Flüchtlingskrise“. Viele Menschen finden das Wort „Krise“ falsch, weil Flüchtlinge doch keine Krise seien, sondern eine Chance, weil wir diesen Menschen helfen müssen, die für uns keine Bedrohung darstellen. Aber auch, wenn ich grundsätzlich auch finde, dass Flüchtlinge es nicht nur verdient haben, sondern ein Recht darauf haben, dass wir ihnen helfen, gibt es ganz offensichtlich ein Problem mit diesen Menschen, das viele Gesichter hat. Politisch, moralisch, gesellschaftlich, organisatorisch… Es gibt eine Krise. Sie ist da und sie ist real. Das zu leugnen wäre unklug. Wie genau diese Krise entstanden ist, wer dafür verantwortlich ist und wie genau sie sich nun gestaltet, sei mal dahin gestellt. Tatsache ist, dieses Thema bewegt die gesamte europäische Bevölkerung. Das ist etwas, mit dem wir jetzt umgehen müssen. Und niemand weiß so recht, wie wir das denn nun machen sollen. Und deswegen bin ich sehr besorgt. Ich bin besorgt wegen des Potenzials, das diese neue Situation für rechts-tendierende Menschen bereit hält. Und ich will was tun. Ich will zaubern und ich rufe Euch auf, mitzumachen.

Aber was genau sollte man denn in dieser Situation zaubern? Gegen Rechts? Nazis kaputt schlagen und verfluchen, damit sie endlich die Klappe halten? Ist das der richtige und langfristig erfolgreiche Weg? Ich glaube kaum. Das kaputt zu schlagen, was man bedrohlich findet, ist keine Lösung. Davon geht das Problem nicht weg. Mit einer solchen Methode verletzt man lediglich das Symptom der Krankheit, das danach umso lauter und aggressiver wieder kommt. Der Virus lebt weiter. Man kann Nazis nicht weg schlagen oder weg verfluchen. Man kann sie aber weg überzeugen. Das ist eine Methode, die langfristig besser klappt. Mein Aufruf an alle Magier, Hexen, Schamanen, Priester, Geistheiler und was es sonst noch alles gibt lautet deshalb: Lasst uns gemeinsam dafür zaubern, dass die Menschheit nach und nach versteht, dass wir uns global als Einheit begreifen müssen, um nicht aneinander zu scheitern. Wir müssen verstehen, dass wir entweder gemeinsam weiter kommen oder untergehen, weil wir uns gegenseitig Steine in den Weg legen und gegen unsere selbst errichteten Mauern und Zäune laufen. Es wird Zeit, dass wir erwachen. Ich höre mich an wie ein Hippie? Mag sein. Aber ich bin lieber ein Hippie als ein Teil der Krankheit, die diesen Planeten lebensunfreundlich macht und dafür sorgt, dass wir uns gegenseitig die Kraft aussaugen, bis nichts mehr übrig ist. In diesem Sinne auf ein gutes Miteinander!

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