von Anonimo
Magie ist seit Anbeginn der Menschheit schon ein kompliziertes Thema und wird bis zum heutigen Tage noch nach wie vor kontrovers diskutiert. Weder lässt sich beweisen, dass sie außerhalb der Einbildung des Praktizierenden real existiert, noch lassen sich gewisse offensichtlich durch sie ausgelöste Phänomene und eigene Erfahrungen ihrer Wahrhaftigkeit leugnen. Weder funktioniert jeder magische Akt noch lassen sich die meisten ihrer Phänomene eindeutig nachweisen. Stets bleibt die Magie im Zwielichten, in einer Grauzone, die sich sowohl Existenz als auch Nicht-Existenz vorbehält. Doch die Fantasie des Menschen ist eine seiner wichtigsten Fähigkeiten sich und die Welt um sich herum mit Schönheit und Tiefe zu erfüllen. Glaubt ein Großteil der Bevölkerung nicht mehr an Magie, so entfaltet sich die Fantasie vielleicht nicht mehr wie in archaischen Hochkulturen in Götterstatuen, Tempeln und Ritualen, sondern in Plastikfiguren, Comics und Science-Fiction-Filmen. Aber unsere Fantasie beseelt, das heißt sie interagiert mit der Weltenseele, sprich dem scheinbar Unsichtbaren. Wie arm wären wir ohne sie. Doch weder wollen wir in mittelalterlichen Aberglauben zurück verfallen, noch einer nur noch zur oberflächlichen Unterhaltung entstellten Medienfantasie das Feld unserer Weltenseelengestaltung überlassen. Wir sollten auf den gewonnenen, materiellen Erkenntnissen aller Wissenschaften aufbauend das Sichtbare neu beseelen und gestalten; mit neuen Visionen füllen und uns bewusst werden, dass der Geist tatsächlich die Materie beeinflusst, diese vielleicht sogar aus diesem hervorgeht. Es ist verständlich, dass die Menschen auf Grund ihrer Emotionen und genetisch gespeicherten Erfahrungen von Erlebnissen wie großen Katastrophen archaische Sehnsüchte und Ängste verarbeitet haben, die ein Ende unserer Welt (oder vielleicht auch nur Spezies) als das Endziel unserer Reise (Bestimmung) sahen – inklusive dem Zorn und der Hoffnung auf Vergeltung sowie einer danach nicht mehr materiellen, aber dennoch noch geistigen Existenz auf erhöhter Ebene. Es mag gut sein, dass unsere Spezies irgendwann nicht mehr existiert; es ist sogar davon auszugehen. Aber es sollte nicht unser Bestreben sein dies in naher Zeit zu erwarten noch darauf hin zu fiebern. Existenz ist mit Schmerz verbunden und so scheint der Untergang einer Spezies gleichzeitig mit einer Erlösung dieser von ihrer Existenz einher zu gehen. Doch dieses Paradigma baut auf Erbsünde, Schuld und Lebensverneinung auf, die unserer Existenz nicht gerecht wird. Nicht erst seit heute weist die Menschheit schlimme Schatten auf, die grauenhafte Höllen realisieren, schon jeher war es ein Gesicht des Menschen – ein Bestandteil seiner Existenz. Aber weder können wir das Böse in uns ganz abschaffen, noch wäre es ratsam weiter an fatalen Gewohnheiten wie Weltkriegen und nuklearer Energie festzuhalten ohne über diese hinaus zu wachsen. Ja, vielleicht ist es optimistisch naiv und wir doch ein genetischer Fehler, der auf Grund seiner Bosheit zum Untergang bestimmt ist, aber trotz aller Hölle, die mich umgibt, glaube ich an die Menschheit und dass sie sich zu einer friedvollen und höher-schwingenden Spezies entwickeln kann. Samt all ihrer Technologie sowie ihren unterschiedlichen Interessen. Es gab wohl noch kaum eine Spezies auf diesem Planeten, die so grausam und zerstörerisch war, aber zugleich auch so reich und voller Liebe; und halt eben Fantasie. Es ist meiner Meinung nach ein fundamentaler Fehler zu glauben die Menschheit sollte nun über abergläubische Fantasien wie Magie hinauswachsen und auf rein materialistischer Weltsicht ihren Fortschritt weiterentwickeln. Ich denke, es sind gerade jene wissenschaftlichen Grenzgebiete wie Quanten-Physik, NLP und autogenes Training, die uns zu einem wissenschaftlichen Verständnis magischer Realität verhelfen. Wie unser Geist (also auch unsere Gedanken) Verläufe von Geschehnissen beeinflussen, sowie Ideen zur selben Zeit an unterschiedlichen Orten auftreten und ähnliche Phänomene. Scheint es einerseits abergläubisch und nur die eigene Einbildung betreffend Planeten würden über gewisse Charaktere und noch viel mehr als das je nach ihrer Stellung zu unserem Planeten über vorhersehbaren Einfluss auf unsere Erlebnisse verfügen – oder gar Karten in die Zukunft blicken, so kommt es doch sehr auf den Blickwinkel an wie wir Realität und ihren Zusammenhang zu Vision und Interpretation verstehen. Wie gesagt Magie bewegt sich in einer Grauzone – und dennoch agiert sie direkt mit sowohl unserem Unterbewusstsein als auch der Weltenseele. Wir könnten sagen, Kobolde, Feen und Elfen existieren offensichtlich nicht – sie sind nur ein Produkt unserer Fantasie – ich gehe in den Wald und siehe da: ich sehe keine. Aber was wäre Materie ohne Geist und Seele – was unsere Welt ohne Fantasie? Kann es nicht sein, das sowohl Fantasie als auch materielle Realität gleichermaßen eine substanzielle Existenz aufweisen? Denn sobald wir etwas erdacht haben und es in der Welt verbreiten, wird es nicht nur in die Materie eingearbeitet (wie durch Statuen, Gemälde, Bücher, Skulpturen), nein, sie begleitet uns darüber hinaus in unserer Wahrnehmung, unseren Träumen als auch Allegorien. Gewissermaßen scheint unsere Fantasie das Unsichtbare mit Bildnissen des Sichtbaren zu bekleiden – also das Nicht-Sein mit Sein. Aber wenn wir, wie viele annehmen, in unserer materiellen Existenz in einer Illusion aus Dualität leben, deren wahre Natur eigentlich die Singularität oder auch das Nicht-Sein ist, so kann uns unsere Fantasie nicht nur mit dieser verbinden, sondern auch ausgleichen. Das Wesen von Magie erscheint uns so suspekt, dass wir übernatürliche Wunder erwarten, die die Naturgesetze aus den Angeln hebeln, um an sie zu glauben. Siehe die Darstellung in Filmen. Die Mythologien unserer Religionen wie die des Christentums bestätigen diesen Anspruch, dass wahre Magie Wunder verlangt und alle andere Magie des Teufels sei und Anmaßung sich in den Willen Gottes einzumischen. Vielleicht sollten wir über dieses mythologische Erbe hinauswachsen und sowohl aufhören auf unseren Untergang zu warten, noch Magie als böse und uns als getrennt von Gott und seinem Willen zu begreifen. Vielleicht sollten wir Magie sowohl an die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse anpassen als auch das Verständnis ihrer neu definieren. Sicher gibt es auch magische Praktiken, die Naturgesetze scheinbar ein Stück weit aus den Angeln hebeln und als paranormal und übersinnlich gewertet werden können. Doch überwiegend baut Magie auf den uns gegebenen Naturgesetzen auf und beeinflusst und gestaltet – ohne aus ihrer Grauzone zu sehr herauszutreten. Ob es erstaunliche Korrespondenzen und Synchronizitäten sind, eindeutig optische Phänomene oder gar Ergebnisse wie bei Heilungen, die selbst Mediziner staunen lassen. Magie ist eine ihr ganz eigene Kraft und Qualität, die sich weder so leicht beweisen noch messen lässt. Zwar schon durch Übung reifen und entwickeln, aber nicht von ihrer Grauzone trennen. Auch Wahnsinn und Paranoia sind ein mit der Magie bekannt verwandtes Phänomen, weswegen auch magische Angriffe, Flüche und Größenwahn in ihr öfter thematisiert werden. Verständlich, da Magie so eng mit der Kraft der Einbildung einhergeht – und es wahrlich eine Kunst ist in dieser zu unterscheiden und Phänomene zu beurteilen. Zwar rate ich ab von Schadenszaubern und dergleichen, doch bin mir gleichzeitig dem Klischee schwarzer und weißer Magie bewusst. Dennoch verlangt Magie, ganz gleich, ob sie funktioniert oder nicht eine hohe Verantwortung und Konfrontation mit Moral und Ethik. Worte, Blicke, Gesten, all diese können magisch sein. Talismane, Ringe, Räucherungen, Anrufungen, Meditationen, das Spektrum der Magie ist reichhaltig – und grenzwandelnd zwischen Wahrheit und Illusion besteht dennoch meist direkt ein Kontakt mit Seele und Schicksal hinter dem Sichtbaren. Doch der Kern aller Magie ist Sexualität und somit Sexualmagie eins der höchsten Mysterien in den magischen Künsten. Wir alle sind durch Sexualität entstanden. Und wir alle kennen die Ekstase, die sie bei einem auslöst und welche Kraft sich in ihr entfesselt, wie umso mehr zündet diese Kraft natürlich, wenn wir sie gezielt magisch einsetzen. Doch es geht nicht nur um ein Erstellen von Talismanen um Wünsche damit zu materialisieren. Es geht auch um noch höhere Mysterien in ihr – wie Opferung und Aufladung gezielter Werke und Werkzeuge, selbst Werkzeug zu sein für Götter und Göttinnen, als auch der Transzendenz des Egos und dem bewussten Nutzen der Kraft der Ekstase allgemein. Magie ist so alt wie die Menschheit selbst und trotz aller Vorurteile und allem Spott aus dieser nicht wegzudenken. Wollen wir uns trotz unserer modernen Evolution in eine tiefe und kraftvolle Richtung weiterentwickeln, wird uns auch die Weiterentwicklung unserer Magie und Neuorientierung in dieser Welt, samt unserer Sexualität und Geschichte nicht ausbleiben. Schönheit bedarf Tiefe – und Tiefe kommt aus der Seele; dem Unsichtbaren. Schauen wir auf die Götter und Göttinnen der Ägypter und ihre Kunst und Mythologien, so sehen wir, das ist Tiefe, das ist Kraft und Schönheit – und auch wir können zu solch einer Tiefe und Selbsterkenntnis zurückkehren; doch auf erhöhter Ebene. Es geht nicht um Umkehr – es geht darum sich stets selbst neu zu erfinden und mittels dem, was uns zur Verfügung steht, das best mögliche aus unserer Welt und unseren Vorstellungen zu dieser zu machen. Dabei werden uns auch weiterhin Fragen wie gibt es ein Totenreich, gibt es Naturgeister und gibt es außerirdische Intelligenzen beschäftigen. Und selbst wenn es sie nicht gibt, durch unsere Fantasie gibt es sie – und um wieviel ärmer wäre unsere Welt ohne sie. Es gibt sie und es gibt sie nicht. Ähnlich wie unsere Blickwinkel auf uns selbst je nach Stimmung variieren. Und in dem einen Moment unsere Realität ist, dass wir so und so sind und in einem anderen schon völlig anders. Wir haben einen Weg zu finden mit dem Widerspruch von Realitäten und Existenz an sich umzugehen. Ihren Wandel als auch ihre Illusion anzunehmen und dennoch die Kraft der Fantasie zu besitzen – alles, was ist und nicht ist – weiter und weiter zu vertiefen, gestalten, formen und interpretieren. Denn es gibt keinen Sinn, außer wir geben ihn. Es gibt keine Antworten auf all unsere Fragen, außer wir gestalten sie. Was ist denn schon Wahrheit? Alles ist wahr und nichts ist wahr. Uns bleibt nichts anderes übrig als das uns best mögliche daraus zu machen. Ganz gleich, ob die Welt morgen schon untergeht oder wir noch 1000de von Jahre existieren und uns immer und immer weiter ins Unvorstellbare fort entwickeln. Wir wissen es nicht, noch können wir es wissen. Um wie viel überraschender und spannender ist es. Auch all unsere Wahrsagerei und Prophetie scheint überwiegend auf Illusionen zu basieren – und dennoch gibt es immer wieder Überschneidungen mit der Realität als auch ganz klare Hinweise in dieser, die uns teils nützlich und inspirierend dienen, ganz gleich, ob sie dem Zufall, der Einbildung als auch gezielter Interpretation entspringen. In dem einen Moment ist unsere Magie real und unglaublich eindrucksvoll, in einem anderen wieder nur Illusion und nahezu lächerlich. In dem einen Moment sind wir groß, in einem anderen wieder klein. In dem einen Moment ist alles Schicksal, in einem anderen alles Zufall. In dem einen Moment alles in der Welt gut und in einem anderen wiederum alles schlecht. Wahrheit und Illusion bleiben ein Zwillingspaar und von einander nicht zu trennen. Doch nicht umsonst hat Magie die Menschen schon seit jeher so fasziniert. Sowohl Himmel als auch Abgrund, Anhaltspunkt zur Bewunderung wie auch Verachtung. Der Täuschung als auch grenzend an Wunder, die dann doch nur wieder Zufall scheinen. Passen wir auf, dass wir den Boden nicht unter den Füßen verlieren, denn auch unsere Magie braucht diesen, um Wurzeln zu schlagen. Unsere Basis von Leben ist und bleibt unsere materielle Welt und somit auch ihre Naturgesetze. Auch wenn wir diese keineswegs als statisch und unüberwindbar sehen. Diese Welt IST magisch (und ist es gleichzeitig nicht). Jede Realität enthält ihren eigenen Widerspruch. Doch eine Welt ohne Magie, die gibt es nicht. Die Menschheit wird sich nun zwangsläufig wieder mehr denn je dem wahren Wesen der Magie öffnen; und damit auch ihr wahres Potenzial wieder mehr nutzen. Denn es ist sowohl notwendig Natur und Technologie wieder mehr in Einklang mit einander zu bringen; als auch rationale und magische Sicht. Letztendlich können Polaritäten nur mit, gar nur durch einander existieren, weswegen es wenig Sinn macht sich gegenseitig zu bekriegen – denn auch ein sich gegenseitig annehmendes Zusammenspiel ist möglich. Das neue Aeon beginnt erst gerade. Lasst es uns rocken!
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