Blue Equinox


von Julian Vayne, übersetzt von Caramba

von Julian Vayne, übersetzt von Caramba

(Englischer Original und weitere interessante Texte – hier: http://theblogofbaphomet.com/2012/10/03/the-blue-equinox/ )

In einem früheren Artikel auf The Blog of Baphomet habe ich bereits eines der aktuellen Projekte, mit denen ich zu tun habe, beschrieben, die sogenannte „Chaos Zunft“. Hier benutzen wir unter anderem das Heidnische Jahresrad und die Acht Farben der Magie als Gefäß, innerhalb dessen ein „Bringe und Teile“-Modell für den Ablauf magischer Treffen eingesetzt wird. Bei diesem Ansatz hat jeder einzelne die Möglichkeit, eigene Techniken oder Ritualarbeiten mitzubringen und sie mit den anderen Teilnehmern weiter zu erforschen. Dabei leitet er/sie diesen Teil des Treffens als „Meister/in des Tempels“ oder „Hohepriester/in“. Jedes Ritual-Segment dauert rund 30 Minuten, manche Arbeiten können etwas länger oder kürzer sein. Normalerweise spannt sich der Bogen eines Treffens von der Schaffung eines Heiligen Raumes oder einer Bannung, über eine formale Vorstellungsrunde, weiter zu Körperarbeit oder Zauberkunst / Erfolgsmagie, und baut sich langsam auf zu einer abschließenden Hauptzeremonie mit sakramentalem oder Fest-Charakter. Dazwischen können Pausen eingeplant werden, damit sich gewisse Praktiken und Übungen setzen können, und Raum und Zeit für Toilette oder eine Tasse Tee (Anm. des Übers: oder Bier und eine Zigarette). Diese modulare Struktur erlaubt auch, dass Teilnehmer an gewissen Arbeiten teilnehmen oder aussetzen, das Treffen wenn nötig früher verlassen oder auch später erst dazukommen und in den Ablauf und Prozess integriert werden können. Hier nun ein kleines Beispiel, was wir bei unserem jüngsten Äquinoktium-Treffen ausgeheckt hatten.

Hail September-Äquinoktium! Zeit des Gleichgewichts auf der ganzen Erde! Die klaren Lüfte des frühen Herbstes bringen die stahlscharfen Spitzen der Sterne hervor. Die Flüsse führen Hochwasser, der Ozean hebt und senkt sich. Im Blau gibt es keine Grenzen. Wir erkennen diese Zeit der Ausgleichung im Zeichen der Waage, und in der nördlichen Hemisphäre gleiten wir ins Dunkel. Wir treffen einander im Garten-Tempel, grüßen einander, trinken auf unsere Gesellschaft und die Geister der Erde und der Zeit. Wir stimmen Neptun versöhnlich, den Gott des tiefen blauen Meeres, und bitten um Reichtümer seines Königreiches. Wir trommeln und chanten barbarische Worte. Wir besiegeln den Zauber mit dem Flash Paper (Pyro-Papier) der blauen Magier. Wir erkennen das Blau unserer Buddha-Natur und jenes von Aktion und Reaktion. Die Absicht dieses Rituals ist es, unsere Verbindungen zu feiern und zu bekräftigen, die Verbindungen zueinander, denn diese sind die wahren Quellen unseres Reichtums, und zur Welt und zum Kosmos. Der Weg ist Visualisierung – das Erzeugen von blauen Chaos-Sphären vom Kehlkopf-Chakra bis hin zum Zentrum. Cut up Ausschnitt von Dereke Jarman’s “Blue” (wird gelesen, um die tantrische Praxis zu unterstützen): Blue come forth Blue arise Blue ascend Blue come in Blue protects white from innocence Blue drags black with it Blue is darkness made visible Blue protects white from innocence Blue drags black with it Blue is darkness made visible I have walked behind the sky. For what are you seeking? The fathomless blue of Bliss. Wir ehren die Göttin Metis, Göttin des praktischen, komplexen, implizites Wissens (auch als Scharfsinn bezeichnet) und der magischen Künste. Wir sprechen mit ihr in Zungen, einem Mittel-Weg zwischen dem tiefen Bass-Grollen von Sprache und dem schrillen Stakkato des Sprechens. Es folgt das “Arachnoide apophenische Genogramm*-Ritual“ Wir benutzen das Genogramm, um unsere persönlichen Familiensysteme zu kartografieren und dadurch die bedeutsamen Zusammenhänge besser zu verstehen. Andere Faktoren fügen wir hinzu, wie z.B. Hobbies, Haustiere, Fetische, Götter etc.. Auf diese Art und Weise wollten wir unseren eigenen Baum des Lebens zeichnen. Danach identifizierten wir eine Beziehung, die wir transformieren wollten und wählten eine Farbe, Runen, etc. um mit deren Hilfe unsere Absicht besser zu fokussieren. Außerdem benutzten wir Trance-Trommeln, um diesen Prozess zu unterstützen. Türkise Magie erfüllt uns während der nächsten Zeremonie. Blaue Magie durch einen Grünen Filter hilft uns Reichtum zu erlangen, indem wir das tun, was wir lieben. Gutes Gold machen. Wir beten zu Ganesh, er möge die Hindernisse beseitigen, die unsere Herzen verschlossen halten, und durch unsere Liebe den Reichtum in unserem Leben erwecken lassen. Als es dämmert, leitet eine Hexen-Frau das nächste Ritual. Wir können dem Abstieg der Göttin folgen. Wenn wir in das Labyrinth reisen, können wir uns mit unserem Unbewussten verbinden und die kommende Dunkelheit umarmen, anstatt sie zu bekämpfen. Ihr alle, die ihr den Spiralenweg erforschen möchtet, wisset, er ist voller Mysterien, und die Wege des Labyrinths sind veränderlich und verunsichernd, und nichts für schwache Herzen (Nerven). Also nehmen wir unseren Hexenfaden mit als Schutz – Symbol der Ariadne, Göttin des roten Fadens, der uns ans Leben bindet, an diese Welt, an die Realität und den gesunden Verstand. Dieser Faden wurde verzaubert von Sie, die spinnt, von Sie, die misst und von Sie, die schneidet. Wenn ich ihn euch gebe, LASST NICHT LOS. Stellt euch auf vor den Toren und beginnt den Chant ins Labyrinth. Fühle die Wände um dich herum wachsen, fühle den Faden, der uns nach Hause führt, fühle den schmalen gewundenen (spiralförmigen Pfad) der uns hinab führt, in die Spirale, in die Stille, in die Schatten. Sinke tiefer, sinke tiefer, tiefer und noch tiefer, in den ewigen und ursprünglichen Schlaf. Sinke hinab, sei ruhig, vergiss und zieh dich zurück, in das geheimnisvollste Herz der Erde. Runde 1 hinein bis ins Herz der Spirale, und wieder hinaus und wir kehren zurück aus unserem Abstieg ins Labyrinth. Für unser Abschluss-Ritual begeben wir uns in den unterirdischen Tempel und in den Blauen Raum (The Blue Room). Im Untergrund-Kreis schenken wir unsere Aufmerksamkeit den Acht Himmelsrichtungen, beginnend bei Osten, und den Acht Farben. All diese Kräfte bitten wir um Reichtum, wir grüßen sie und heißen sie willkommen. Durch das sanfte Gleichgewichts-Yoga finden wir unser Zentrum, unseren Balance-Punkt. Im Gleichgewicht zwischen Ein- und Ausatmen, zwischen Dunkelheit und Licht, Himmel und Erde. Blaue Kordeln wurden vorbereitet und im Zentrum des Tempels ein Kessel mit reichhaltiger Erde – Füllhörner liegen darauf, aus ihnen quellen Blumen und Ähren. Ein blaues Band umfasst den Kessel und ein Licht aus elektrischem Blau windet sich spiralenförmig nach innen. In seinem Herzen befindet sich ein blaues Tongefäß mit einem Sakrament: sprudelndes Wasser aus blauer Farbe mit Pfirsich Geschmack, auf dem feine Splitter aus purem Gold schwimmen. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf das Kehlkopf-Chakra und chanten das Bija Mantra dieser Kraftzone „Ham“. Wir knoten unsere Kordel, richten Aufmerksamkeit auf unseren Reichtum und auf jene Dinge, die wir mit uns nehmen würden in schweren Zeiten. Der Kraftkegel der Hexen wird hochgehoben, majestätisch, stark und sanft. Wir entspannen. Der Körperpanzer fällt ab; wir singen, wiegen uns, knoten und ziehen Fäden, bis die Hohepriesterin ruft „herunter“, dann lassen wir die Kraft in den Kessel fallen, ins Sakrament. Blaue Flüssigkeit sprudelt an unseren Lippen, wir trinken das Gold. Danach gibt es Lachen und Feiern (und noch ein wenig mehr Magie später in der Nacht und bis in den Morgen, aber das ist, wie man so schön sagt, eine andere Geschichte …) Die Samen beginnen aufzugehen, die Früchte des Jahres, angeschwollen vom Licht, die ersten Zeichen braunen Verfalls sind überall. Spinnen spinnen ihr taubesetztes Netz über unwahrscheinlich weite Golfe. Wir beschwören Reichtum und die Anerkennung unseres Reichtums, auf dass wir dieses Gold mitnehmen mögen von der lichten Jahreshälfte in den Westen, unter die dunkelblauen Gewässer. Wir ernten die Erfahrung des Lichts und hüllen sie in Dunkelheit, auf dass sie dort keimen mögen als Ideen, neue Möglichkeiten und zukünftige Magie. Herbst-Morgen: schwere Regentropfen aus indigo-trächtigen Wolken. Goldene Blätter tanzen spiralenförmig durch die Luft, und auf die Erde.

*Genogramm ist die Bezeichnung für eine piktografische Darstellung, die in der systemischen Familientherapie verwendet wird, um Familienbeziehungen, wiederkehrende Konstellationen und medizinische Vorgeschichte darzustellen. Dabei geht es inhaltlich weit über einen Familienstammbaum hinaus. Mit einem Genogramm sollen Verhaltensmuster, beziehungsbestimmende psychologische Faktoren und sich innerhalb einer Familie wiederholende Verhaltensweisen visualisiert und anschließend analysiert werden.

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