Pythagoräisches Bannritual


von Frater Zeno

Dieses Bannritual hat keinen historischen Ursprung, sondern verwendet den Symbolismus der Pythagoräer, genauer das Tetraktys, den Tetraeder, die vier klassischen Elemente sowie eine Formel und Vibrierungen in Altgriechisch.

Der Magier steht, das gezückte Schwert bzw. den Dolch vor sich nach oben gerichtet, mit dem Gesicht nach Osten. Er sammelt sich kurz, führt die Klinge dann senkrecht mit der Spitze auf den Boden und vibriert „Gaia“ (Erde). Er steht auf, dreht sich nach Westen, sticht einen Punkt in die Luft und vibriert „Hudor“ (Wasser). Dann dreht er sich nach Nordosten, sticht einen Punkt in die Luft und vibriert „Aer“ (Luft). Schließlich sticht er im Südosten einen Punkt in die Luft und vibriert „Therma“ (Hitze, Feuer).

So werden die vier Elemente mit ihren pythagoräischen Namen gerufen, weil sie nach den Lehren der Pythagoräer die Grundbausteine der Welt sind und in diesem Ritual eine kleine eigene Welt geschaffen wird. Die Punkte werden später die Mittelpunkte von vier Tetraktys-Symbolen, die die Seiten eines Tetraeders bilden.

Der Magier zieht dann mit der Waffe auf dem Boden ein gleichseitiges Dreieck um sich. Eine Spitze befindet sich direkt vor ihm, im Osten, eine links hinter ihm und eine rechts hinter ihm. Jeder Punkt ist etwa eine Strecke vom Mittelpunkt des Dreiecks entfernt, die der Körpergröße des Magiers entspricht. Er beginnt hinten links und zieht im Uhrzeigersinn. Bei jeder Seite spricht er eine Silbe von „In mun-do“. Dann steht er in der Mitte des Dreiecks auf, reckt die Waffe nach oben und zieht von dort nacheinander drei Linien nach unten zu den drei Punkten auf dem Boden, in der selben Reihenfolge. Bei jeder Linie spricht er eine Silbe von „pri-va-te“.

Die ganze Formel „In mundo private“ bedeutet „In einer eigenen Welt“ und wird am besten in einem Atemzug gesprochen, wofür man allerdings mit der Klinge reichlich schnell herumwirbeln muß. Der erste Teil legt den Bereich fest, der aus der normalen Welt erhoben wird und grenzt damit auf Ebene der Basis (Terra) ab, während im zweiten Teil wie ein fallender Vorhang eine Grenze zur Außenwelt emaniert. Die vier Element-Punkte sind damit die Mittelpunkte der Dreiecke und ergänzen sie zu Tetraktys-Zeichen. Das Tetraktys steht vereinfacht gesprochen für die Ordnung der Welt (ähnlich dem kabbalistischen Lebensbaum) und gibt dem Ganzen den Symbolismus von Richtigkeit und Gottgewolltheit. Der Tetraeder als einer der platonischen (allgemeiner „vollkommenen“) Körper perfektioniert die Struktur zur Vollkommenheit im pythagoräischen Sinne.

Der Magier stellt sich wieder in die Mitte, nach Osten blickend und mit der nach oben gerichteten Klinge vor sich. Er schließt die Augen, kontempliert seine Präsenz im gebannten Bereich und spricht „Unus mundus sum“ (Ich bin die eine Welt). Wenn der Bannungseffekt noch nicht überzeugend ist, eignet sich dieser Satz hervorragend als Mantram, das beliebig oft wiederholt werden kann. Schließlich senkt der Magier die Klinge.

Letzteres bedeutet, daß die Arbeit getan ist und von Aktivität zu Passivität gewechselt wird.

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