von Anonymo-Ken 409
Aus dem Matriachat und der Verehrung des göttlich-weiblichen hervorgegangene Pantheone vieler Göttinnen und Götter gingen als Heidentum, natur-verbundene Spiritualität der Vielfalt über die Wurzel unserer großen Zivilisationen zuerst in Babylon, dann in Ägypten, Griechenland und Rom erst immer mehr in von männlichen Göttern dominierte Pantheone und schließlich durch den Anbruch des Monotheismus in Verehrung eines nur noch männlichen Gottes der Singularität als Patriachat über. In welchem man sowohl das weibliche als auch Göttinnen und Götter als Götzen verteufelte, was jedoch zu einer Entwicklung diverser Engels- und Dämonenhierachien, sowie zu Geistern und Dienstgeistern im Untergrund führte – und zu einer Vorstellung vom Teufel, die sich über Jahrhunderte entwickelte, dessen Bildnis man nach und nach mit heidnischen Attributen ausstattete. Diese Engel und Dämonen sowie Hilfsgeister wurden in Grimoires samt Siegeln, Eigenschaften und Funktionen verfasst, um Götter und Göttinnen abzulösen. Die Wurzel des Monotheismus ist bereits in Ägypten bei Echnaton und dessen Vater zu finden, welche die Sonne als alleinigen Gott erklärten sowie sich selbst als dessen Repräsentanten (männlichen Gottmenschkönig). Dies tauchte dann als Idee im aus Ägypten hervorgehenden Judentum wieder auf, das nun einen männlich anmutenden Gott als alleinigen Gott erklärte und dennoch die Grundidee einer allumfassenden Gottheit von der babylonischen Ishtar und später der ägyptischen Isis übernahm. Zwar beschrieben die Juden den Namen ihres Gottes als unaussprechbar, er war für sie ohne Bildnis und jenseits jeglicher Vorstellung, aber durch ihre Anrufungen wie „Adonai=mein Herr“ erklärten sie ihn zu einer allmächtigen, strengen Vaterfigur, deren Vorstellung sich mit Attributen von früheren Göttern wie Zeus und Osiris mischten. Die Idee des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Paradies hatte hierbei schon ihre Wurzeln im alten Babylon. Die Christen griffen dann das Judentum auf, in welchem sich Jesus als deren angekündigter Messias ausgab und mit seiner Lehre, egal ob er jemals lebte oder erfunden wurde, den Monotheismus endgültig ausfüllte und manifestierte, so dass er bis heute die Vorstellungen der Menschheit als duales Konzept von Gut und Böse, Gott und Teufel, Himmel und Hölle dominiert. Doch jeher waren es Wesenheiten, die die Praxis von Spiritualität am meisten definierten. Ob Göttinnen und Götter, Engel und Dämonen, Elementargeister, Fabelwesen, Planetengottheiten oder auch nur schlicht Gott und Teufel. Man mag einwenden, dass all diese nicht nur frei erfunden wurden und letztendlich allein unserer Imagination entspringen, sondern sowohl reale Aspekte unserer kollektiven Psyche sind als auch dass sie tatsächlich auf der Erde lebten und wandelten. Sowie Spare in den ägyptischen Gottheiten und deren Tierattributen die Atavismen unserer früheren und noch in unserer DNA als Informationen gespeicherten Lebensformen sah und manche Menschen, ob tatsächlich oder durch Legenden ausgeschmückt die Attribute und Lebensgeschichten gewisser Gottheiten aufwiesen. Im Liber Null erklärt Peter J. Carroll bezüglich In- und Evokationen, inspiriert durch Spare, der mittels Sigillen eigene Wesenheiten erschuf und verwendete, dass diese als Ideen durch die Kraft des Geistes durchaus halb-materiell im Bereich des Äthers manifestiert werden können. Und dass sie je nachdem wieviel Aufmerksamkeit, Lebensenergie und Funktion man ihnen zufließen läßt lange existieren können und sich dann aber auch wieder, soweit ihnen niemand mehr Beachtung schenkt, im Nichts auflösen – in dieses zurückkehren. Und es ist durchaus interessant, jenseits bereits bestehender, alter Pantheone verschiedener Kulturen bis auch hin zum Voodoo, Santaria und Hinduismus eigene, andere, neue Wesenheiten zu erschaffen. Doch noch interessanter ist es, sie nicht nur kurzzeitig zu manifestieren, wirken zu lassen und dann wieder zu vergessen, sondern gewissen Wesenheiten dauerhaft Aufmerksamkeit, Kunst und Struktur zukommen zu lassen bis hin zu neue Mythologien zu weben, um das Reich des Unsichtbaren nicht nur kurzzeitig, unbemerkt, sondern auch dauerhaft und als evolutionärer Wachstum von Ideen zu bereichern. Doch nicht in dem Sinne, alte Kulturen nachzuahmen und zu versuchen ähnliches wie sie zu bewirken, denn es soll ja weniger um eine Rückkehr als vielmehr Weiterentwicklung auf erhöhter Ebene gehen, wo wir heutzutage vor allem die Annäherung der Wissenschaft an Spiritualität durch Quantenphysik sehen, die einen Weg andeutet in welche Richtung es vielleicht weitergehen könnte – diese scheinbar widersprüchlichen Herangehensweisen zu vereinen und aus ihnen neue Kosmologien entstehen zu lassen.
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