von Frater Fäustchen
DIE IDEE:
In der Fantasy-Buchreihe Ночной Дозор (dt. Wächter der Nacht) ist die Remoralisierung ein ganz einfacher Zauber, dessen Ziel es ist, den Zaubernden daran zu erinnern, sich richtig zu verhalten. Der Willenssatz hier lautet:
Es ist unser Wille, unsere Persönlichkeiten eigenmächtiger zu gestalten!
Persönlichkeiten sind gewohnte Verhaltensmuster. Sie sind wie wir uns verhalten, wenn wir wach genug sind, um überhaupt etwas zu tun, aber nicht wach genug (oder nicht genug Zeit haben) um uns genau zu überlegen, was wir tun wollen.
Als Chaosmagier gestalten wir unsere Persönlichkeiten sowieso gezielter als die meisten Menschen – das fängt schon mit der Metamorphose im Liber MMM an. Trotzdem ist es von Wert, und das Ziel dieser Arbeit, diese Fähigkeit weiter zu steigern. Denn je nach Situation kann die eigene Persönlichkeit passend oder unpassend sein. In einer sicheren Umgebung verpasst man Chancen, wenn man zu ängstlich ist, aber in einer unsicheren geht man Risiken ein, wenn man zu wenig ängstlich ist. Bei Aufgaben, wo man Fehler leicht korrigieren kann, ist man zu langsam, wenn man zu sorgfältig ist.. aber bei Aufgaben, wo Fehler schwer oder gar nicht korrigierbar sind, richtet man Schaden an, wenn man zu impulsiv ist. Und so weiter.
DIE MAGISCHE ARBEIT:
Die Struktur der Arbeit ist ein Tetraeder, also eine dreiseitige Pyramide mit vier gleichen Kanten, oder für Rollenspieler ein W4.
Die drei unteren Punkte stehen für drei Arten von Herausforderungen, denen unsere Körper begegnen. Diese sind uns allen gemeinsam, sie sind einfach ein Teil davon, inkarniert zu sein. Der obersten Punkte ist Deine ganze individuelle höchste moralische Instanz: das was Dich lenkt wenn Du Deiner Meinung nach alles richtig machst. Vielleicht nennst Du es das, was beim IAO von oben kommt, Dein Bodhicitta, Deinen Heiligen Schutzengel, Dein Kia, Dein Wahres Selbst, JHVH oder so was. In diesem Text heißt es kurz “das Oben”. Kläre kurz für Dich selbst, was hier für Dich persönlich so konkret wie möglich gemeint ist.
Schau in Richtung einer der Ecken am Boden und erinnere Dich an die Dinge, die Du magst, die Du liebst, von denen Du mehr willst. Menschen, Erinnerungen, Ideen, was auch immer.
Dreh Dich zur nächsten Ecke auf dem Boden und erinnere Dich an die Dinge, die Du hasst, die Du verabscheust, die Du nicht willst. Menschen, Erinnerungen, Ideen, was auch immer.
Dreh Dich zur nächsten Ecke auf dem Boden und erinnere Dich an die Dinge, die Dir egal sind, die Dich nicht betreffen. Menschen, Erinnerungen, Ideen, was auch immer.
Jetzt verbinde Dich mit Deiner höchsten moralischen Instanz, auf die Dir und ihr angemessene Weise.
Schau aus diesem Blickwinkel auf die erste Ecke und gib ihr aus diesem Blickwinkel einen Namen: “Ja”.
Bleib im Oben, schau auf die zweite Ecke und gib auch ihr einen Namen: “Nein”.
Bleib im Oben, schau auf die dritte Ecke und gib auch ihr einen Namen: “weiß nicht”.
Damit hast Du die drei Richtungen definiert, entlang derer sich das Oben besser und stärker manifestieren soll, damit Du Deine Persönlichkeit eigenmächtiger gestalten kannst. Jetzt kommt der einzige Teil der Arbeit, der eigentliche Magie ist.
Tatsächlich wirksame Kräfte, die von der höchsten moralischen Instanz ausgehen, sind Tugenden. Rein gute Kräfte, von denen man nicht zu viel haben kann, die man selbst in der Verwirklichung ausgestaltet. Wir manifestieren jetzt drei davon, wie folgt.
Schau von Deiner Mitte aus zum Oben und von da in die Ja-Richtung. Strecke einen Finger (oder Stab oder so was) nach oben und manifestiere aus dem Oben die Tugend Dankbarkeit. Dann zieh sie mit Gnosis nach unten in Richtung der ersten Ecke.
Schau von Deiner Mitte aus zum Oben und von da in die Nein-Richtung. Strecke einen Finger (oder Stab oder so was) nach oben und manifestiere aus dem Oben die Tugend Freiheit. Dann zieh sie mit Gnosis nach unten in Richtung der zweiten Ecke.
Schau von Deiner Mitte aus zum Oben und von da in die weiß-nicht-Richtung. Strecke einen Finger (oder Stab oder so was) nach oben und manifestiere aus dem Oben die Tugend Gelassenheit. Dann zieh sie mit Gnosis nach unten in Richtung der dritten Ecke.
VERTIEFUNG:
Die entscheidende Zutat für diese Art von Arbeit ist Wiederholung. Denn jeder kann mal kurz von seiner höchsten moralischen Instanz gesteuert sein, aber dass diese in die Persönlichkeit hinein wächst, sich tiefer in Richtung Gewohnheit/Permanenz/Körper manifestiert, ist ein Lernprozess der Wiederholung braucht. Zu diesem Zweck endet die Arbeit mit einem Lied, dessen Zweck es ist, dass jedes “Ja”, jedes “Nein”, jedes “weiß nicht” wieder an diesen Prozess erinnert:
In jedem “Ja” fließt Dankbarkeit
und Freiheit fließt im “Nein”.
Im “weiß nicht” fließt Gelassenheit.
So soll es immer sein.
Passende Melodien sind beispielsweise “House of the Rising Sun”, “Amazing Grace” oder “Ich hab die Nacht geträumet”. Einfach eine ganze Weile singen und genießen. Dann ist die Arbeit fertig.